Buch 1: Wåhr und greimt
Buch 2: Greimt und wåhr
Begebenheiten, die sich so oder so ähnlich in Ischgl und rund um Ischgl herum zugetragen haben.
Texte verfasst und gelesen von Paul Zangerl;
Pauls Buch 1: Greimt und wåhr
Greimt und wåhr, wåhr und greimt -
ghupft wia gsprunga!
Die Pointa sei hoffatlig hålbwegs glunga.
Dia Gedichtla - afåch gstrickt,
wenn verständlig, wara sie glickt.
Lesa, schmezla - vielleicht går an tuifera Sinn
steckt im ana oder ondera Gschichtli drin?
Wenn schua, denn schua
An Druck af der Blåsa, gottlob a Stauda drnebt,
long hatts z Franzli numma derhebt.
Nåch a paar Bierla a Wohltåt, wia jeder waß,
schlechts Gwissa hat er deswega kas.
Am Martinimårt isch gwest - dussa z Londegg,
Wia er wieder inpåckt, schuißt schua an Schandi ums Egg.
Der kennt leider kan Pardon:
“Guter Herr, Sie wissen schon,
sieben Schilling kostet des Delikt!”
Franz denkt, der sei decht varruckt,
strecktm sierig onni an Zehner, måcht d Summa gråd.
“Stimmt schua, Inschpecktr - i hon a Firzli o noch glåt!”
Wega a biz Staudabrunza - iatz geah -
wurt ma nia gstråft, daham dinna bam Sea!
In der Stadt herrschen scheints strengere Gesetze als auf dem Land!
Schandi = Gendarm;
sierig = missmutig;
Inschpecktr = Inspektor;
wurt ma = würde man;
dinna bam Sea = drinnen in See
Nuit fir unguat
An Brunnatrog zimmarat - aus larchana Bretter!
Voll Stolz zagat er des Masterstickli seim Vetter.
Dr sall luagat skeptisch, sets ehrlig - nit geara:
“Då kanntr z Wåsser eppa dinn gnuag weara!”
Marhofers Franz hat’s scheints mit freiem Auge gesehen, dass dieser Brunnentrog nicht
dicht sein kann! Ja, Wasser hat einen “kleinen Kopf”. Der enttäuschte Neffe wird seinen
Vetter wohl nie mehr um sein fachmännisches Urteil gefragt haben.
luagat = schaut;
sets = sagt’s;
dinn = dünn, dünnflüssig
Tutti avanti
Sei Frau, siss guat baut und schia,
nu obanum freilig triags a biz miah.
“A Salbli z mischla probiera kannt i -
mitm sinniga Noma Tutti avanti.”
Des håt er schua länger im Kopf, der Serafi,
wenns nuit wiard, ist nuit hi:
Va ara Furamenta a frischas Fett
håt seit jehea fir ållas sei Wirkig khet.
Bockhoarapulver - a feini Pris,
wåxtumsfördernd - nia umasiss!
Roasaöl, dass sie guat schmeckt, dia Sålb,
a Löffali högstns, vielleicht onderthålb.
Drzua noch Pilverla, Saftla als Zuachitåta,
z gnau will er des Rezeptli nit verråta!
Fertig! Iatz haßts natierlig fleißig schmiara,
ma derf nit glei d Geduld verliara!
Serafi lobt sei Wunder-Cremli voar ålla Leit:
“Wirklig! An greifbåra Erfolg - schua nåch kurzer Zeit!”
Diese Geschichte wird einem Original aus Versahl,
Hartls Serafin, zugeschrieben. Von ihm erzählt man sich
mehrere amüsante Anekdoten.
obanum = im oberen Bereich, im Brustbereich;
triags miah = würde es mehr vertragen;
va ara Furamenta = von einem Murmeltier;
Zuachitåta = Zutaten;
schmiara = schmieren, eincremen;
Nit drweart
Inser Våter - maschtns stearafei -
håt aber o kenna gachzoarnig sei.
Emil, sein Bua, håt åbgraggat heint da vierta Rechazond,
drzua frech glåchat - ållerhond!
Sall håtn ausglipft - aber wia!
Tati hat lauthåls lamadiert und gschria -
(dass m des nu ållas zinnt drkinnt):
“Du weißer Schweiriebalishennagrint!”
Und wia sie fertig, dia Schimpf-Litanei,
ist o schua der ärgst Zoara vorbei.
Er konn si salt voar Låcha numma drfonga.
Wieder guat mitnond sei sie ham dua gonga!
So eine “kreative” Wortschöpfung kann nur im Zorn gelingen! Wer wird wohl die Rechen mit neuen Zähnen versorgt (“zondat”) haben? Natürlich…
nit drweart = nicht wert (sich so aufzuregen);
stearafei = überaus gutmütig;
gachzoarnig = jähzornig;
åbgraggat = abgebrochen;
Rechazond = der früher meist hölzerne Zahn eines Rechens;
ausglipft = aus der Fassung gebracht;
Tati = Vater;
lamadiert = lamentiert;
zinnt drkinnt = in den Sinn kommen kann;
Mein Hear
Es steaht schua gschrieba, dass der Teifl
d Leit plågat oft mit Globaszweifl.
Jå, er verfiahrt sogår die hoacha Klerikala,
dia siss mit frumma Sätz geida und rala,
zu Aussprich, dia sie niachterner nia tata.
An setta hei außaglåt - wohl an lada -
zu voargruckter Stund beira Feier mitnond,
an Monsinjor aus Innsbrugg - ållerhond!
Der hei voar ålla z Glås khebt und gmant,
auf Paznaunerisch - eigatlig wianig galant:
"Wenn i mir nu dessa, wås i prediga, ålli gwiss war,
låcha tat i, wenn ållas an Bschiss war."
A stårks Stickli, åber ma waß,
oft leit im Vino die Veritas.
Dieser denkwūrdige Spruch sei tatsächlich nach einer Gipfelkreuzeinweihung (Bezinerblick) auf einer Almhütte in feucht - fröhlicher Runde gefallen.
mein Hear = mein Herr;
Globaszweifl - Glaubenszweifel;
die Klerikala = die Kleriker;
geida = großtun, angeben;
rala = verschwenderisch umgehen;
niachterner = im nüchternen Zustand;
an setta = einen solchen (Ausspruch);
er hei = er habe;
lad = nicht schön, hässlich;
Monsinjor = Monsignore (mein Herr),
päpstlicher Ehrentitel eines Geistlichen;
wenn i mr = wenn ich mir;
in vino veritas = im Wein liegt die Wahrheit;
Holz spåra
An schiana Summer huira!
Ob sie z Gåltiera ålli noch fuira?
"Ei", wehrt si Raimund - on die siebazg Jåhr schua ålt -
"va Jakobi bis zum Annatåg bleibt ba mir der Stubaofa kålt!"
Zur Erklärung: Jakobi ist am 25.Juli, der Annatåg am 26. Juli.
huira = heuer;
fuira = einheizen;
Des einen Freud, des anderen Leid
Am Kåpplerbearg auf der Sunnaseita
håt z Leba iander o seini Schåttaseita!
A Hitz, friah am Moargaz schua,
denn noch die Klimaerwärmig drzua!
D Longatsthaiari håt an riesa Zoara aufd Sunna,
dia will iahra wianig Åbkiahlig vargunna:
"Iatz muaß i mi mitm Gårtagiaßa gschleina,
dia missliabig Matz fongt schua am sexi on scheina!"
Wenn wir Menschen das Wetter regeln könnten, ja dann: alles Gute!
Longatzthaiari = Einwohnerin von Langesthei;
missliabig = missgünstig;
Matz = Schimpfwort für ein ūbles Geschöpf, eine ūble Kreatur;
Noat måcht erfinderisch
Ha-Noat ist a årgs Gfrett,
jeden Longaz hei er des Leida khet:
Seini Giatla haba nuit mia drgeba,
zwianig Rega, a Trickni onheba.
Josep schmiedat an geniala Pla,
(diesbaziegli kinnt er mit dr Seina natierli nit ibera):
“I probier dr Gaß z Fressa abzgwöhna! -
und denn da Kiah, da Schåf und da Henna!”
Nàchm Resultat gfrågat nach einiger Zeit
schmezlat Josep, weil er wohl oder übl zua dua geit:
“Woll, woll, i hon dr Gaß z Fressa schua åbdergwöhnt, Schritt für Schritt.
Nu, wia sies gwöhnt gwest war, wår sie hi - globs salber nit.”
Diesen Ausspruch sagt man einem Bauern aus Langesthei nach, der wohl eher ein Schalk als ein Dummkopf war.
Ha-Noat = Heunot, Heumangel;
Longaz = Frühjahr;
Giatla = Wiesen;
onheba = seit neuem;
ibera (Betonung iberá) = überein;
Gaß = Geiß, Ziege;
schmezla = lächeln;
hi = hin, tot;
Deitlig gset
Vinzenz zum Veita: "Eigatlig kannta
miar zwoa moarga zålwonder ind Granta!"
"Na, bam Grantna konn i di håba nit,
ins Holz konnscht mitmr, wenn da witt!
I såg dirs in åller Eahrligkeit,
bam Beerna hon i afåch z groaßa Geit."
Veita Josep wollte niemandem die guten, ergiebigen Granten-Plätze verraten, nicht einmal seinem Vetter Vinzenz. Nicht jeder gibt so offen zu, geizig zu sein!
Okodeitlig = deutlich;
Veita = Hausname im Untertal;
Granta = Preiselbeeren;
zålwonder = miteinander;
bam Grantna konn i di håba nit = beim Sammeln von Preiselbeeren kann ich dich nicht gebrauchen;
bam Beerna = beim Beerensammeln;
Geit = Geiz;
Wasser marsch!
Wia bara Wåsserleitig durch d Rostata
kinnt bam Mannaz wega der Proschtata
hålt nu miah a Searferli - wascht eh oft
stimmt eppas numma - unverhofft.
Da Kurtl, daham hinter der Kiarcha doba,
håts o derwurscha, er wills nit globa,
muaß si im Spitål des Zuig operiera låssa.
Wieder daham frågatn ungaduldig heint
ar va seina Fuirwehrfreind:
"Håsch wieder recht mit Brunza, i will drs va Hearza vargunna!"
"Ejå, iatz kinnt wieder an Tschuder wia bam Egger Brunna!"
Einige Ischgler Brunnen: der Paznauner Brunnen, der Dorfbrunnen, besagter Egger Brunnen, der Nikolaus-Brunnen in Prenner, der Versahler Brunnen …
Einige gibt's leider nicht mehr.
a Rostata = ein allmähliches Zurosten;
Proschtata = Prostata;
a Searferli = ein dünner Wasserstrahl;
an Tschuder = ein Schwall, ein dicker Wasserstrahl;
Long hea
A decht schua eppas älteri Frau
klågat bam Hangart am Gårtazau:
“Zwår sei d Arwas huira pråll und schia,
aber die Tomata weara nit roat, bleiba gria!”
Ihr Nåchbår lachlat verschmitzt:
“Lipf hålt z Kittali bam Gartla a biz.
Hast sall noch nia probiert?
Denn weara sie roat wia Fuir - garantiert."
SIE wiard roat, senkt da Blick und schnaufat varlega:
“O mei, mi will niamad mia nåckater secha,
kan Monn, kan schiana kan lada,
und schua går nit die griana Tomata.”
Wer das Nachsehen hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.
long hea = lange her;
Hangert = Plausch, Unterhaltung;
gria = grün;
Kittl/Kittali = Rock/Rōcklein;
Arwas = Erbsen;
kan = kein;
Beasi Baia
Na, wås si sei Nåchbår ållas traut,
håt a Bienahaus sått and Grundgrenz baut,
direkt aufd Grundgrenz - allerhond!
Seider reda sie natierlig nuit miah mitnond.
"Va dem die Baia - setti geits niana af der Walt -
sei so beas, beas wia er salt.
Iatz amål håt mi ani gonglat mittlat durra Daumanågl ins Fleisch!
Bin sicher, dass i mi nit teisch,
es håt virchaglugat noch a biz
a Stickli va dem Ståchlspitz
ba meim Dauma auf der Unterseita!
Hat råssat weah to, hon heint noch z leida."
Die Baia fliaga ålli noch!
Obs wohl verhaalt ist - im Dauma des Loch?
Stichhaltige Argumente, um diese "Killerbienen" loszuwerden?
beas = böse; Baia = Biene, Bienen;
seider = seither;
ani = eine, hier: eine Biene;
gonglat = gestochen;
a biz = ein bisschen;
råssat = rasend, wahnsinnig;
verhaalt = verheilt;
Nui Modi
Bara Aufstellig z Grins - viel håbas kheart -
håt si a ålts Bairli lauthåls beschwert:
"Wenns denn noch gwiss war,
dass dia kinstlig Befruchtig nit umasiss war,
siag i jå nuit, war ålls guat und recht,
weil ma im Ståll jå o geara Nåchwuchs mecht.
Aber dreimål schua - sall hon i an Zoara,
ist die Kuah drnåch wieder löfig gwoara
nåch der sautuira Prozedur -
ist außerdem völlig gega d Natur!
Gscheider sett ma wieder die ålt Methodi onwenda.
Denaweg varhuarnat mr des Viech die gonz Renta!"
Für den kleinen Viehzüchter aus Grins ist klar: Ein Genossenschaftsstier gehōrt wieder her! Diese neue Mode der künstlichen Belegung ist also unzuverlässig, sauteuer, unnatürlich, ja sogar unmoralisch!
nui Modi = neue Mode;
bara - bei einer;
umasiss = umsonst;
siag = sagte (Konj.);
löfig = läufig (ein sicheres Zeichen, dass die Kuh nicht trächtig war);
denaweg = so, auf diese Art;
verhuarnat = verhurt, vergeudet;
A Waltras?
“Wars denn weit nåch Brasilien, wenn i vielleicht o amål onni kam?”,
frågat an Seaber sein Londsmonn, an Waltabummler - salta daham.
“Durch z Paznau außi bis af Wiesberg ischt nuit drbei,
nu va dert aweck zuicht sa si, sall såg i dr glei.”
Daheim ist’s am schönsten. Weltenbummler sind die Pazuauner von Natur aus nicht - bis auf wenige Ausnahmen.
Waltras (spr. Waltraas) = Weltreise;
onni = hinüber;
an Seaber = ein Bewohner von See;
aweck = weg;
zuicht sa si = zieht es sich in die Länge;
Seniorenkränzchen
Sie hocka indr Seniorastuba banond,
håba an unterhaltliga Hangert mitnond.
Karl hatt jå o a siabat a Manig khett,
åber Frieda, die Sei, redt und redt.
Wia er probiert, z Maul ofztia,
fåhrt sie ihm drüber - åber wia!
Schårf, jå zum Firchta der Blick:
"Karl!" Sie hebt da Zagfinger, Karl derschrickt.
Er wågats, zåghåft nu a Satzli inzwearfa:
"I hon jå nuit gset, sall weard ma woll noch såga derfa!"
Frau Angelika Beitlich aus St. Anton kennt viele "Gschichta und Sprichla zum Schmezla" und kann diese auch interessant und lebendig erzählen.
Hangert = Unterhaltung;
hatt = hätte;
a siabat = manchmal;
Manig = Meinung;
die Sei = die Seinige, seine Frau;
Wettersega
An truckna Summer, wia man salta kennt,
d Giater fuxat, die Bichl verbrennt!
Frummi Gåltierer håba gmant: "Miar setta
in der Kiarcha an Psålter um Ladwetter beta.
Es hilft gwiss, wennmr mittlat ins Ave Maria
unmissverständlig dia Fürbitt tia:
...deines Leibes Jesus - lisna, varsteah,
mir bitta um Rega, nit um Schnea!
Weiter: Heilige Maria, bitt für uns Sūnder,
Schnea wellamr earst wieder im Winter!"
Aso håba sie betat, ondächtig, schia.
Am nächta Tåg heis gschittat - aber wia!
So wurde von den Galtürern scheints ein neues Rosenkranzgeheimnis erfunden. Dr. Walter Köck hätte auf Italienisch gesagt: Si non e vero, e bene trovato! (Wenn es nicht wahr ist, ist es gut erfunden!)
Giater = Güter, Wiesen;
fuxat = rotbraun (fuchsbraun);
miar setta = wir sollten;
Psålter = Psalter (mehrere Rosenkränze hintereinander gebetet);
Ladwetter = Schlechtwetter;
Guxa = Schneesturm,
guxna = lang anhaltendes, kräftiges Schneien;
heis = Konj.: habe es;
Glei hondlsas
Dr Schweisaler, zwår an Spitzbua, håt noch nia niamad betroga:
"Fir die groaßa zwoa jeds segshundert, dreihundert füra Koga.
Globmrs, miar bleibt då kan groaßa Gewinn,
überleg nit long, tua weiter, schlåg in!"
"Na, sevl gib i nit aus fir dia drei Schwei,
då muascht schua wohl a biz billiger sei!"
"Wallas du bist, druck i hålt beadi Oga zua,
va miar aus d Hianeroga o noch drzua:
Fufzechahundert fir ållati drei?"
"Bam salla Hondl", überlet dr onder, "bin i drbei."
Der "Schweisaler" war ein Paznauner Original. Er handelte mit Tieren aller Art. Wie diese Geschichte zeigt, verstand er es vortrefflich, seine Kundschaft zu überzeugen.
hondlsas = handelseins;
Koga = hier: kleines Ferkel;
Hianeroga = Hühneraugen;
Schual - Pflicht
"Hannali, heint håscht nia aufpassat, ålli gschwatzt,
mitm spitziga Griffl die Buaba tratzt.
Um dir dia Flausa ausdertreiba
muascht nåchhocka, in der Schual länger bleiba."
"Na, Herr Lehrer, i muaß ham ga abspiala und Kaffeebuana reiba.
Danach zu meina Kalbla in Ståll,
kriaga a guats Beargha auf jeden Fåll.
Weras kuia, schlucka, kuia denn wieder.
flåcka si zfrieda kuiatr nieder.
Es interessiert sa wia mi ka Amålas,
o Gspier für Buachståba håba sie kas!
Kannt i nu o wia Buscherli sei,
miaßt nit ind Schual, hatts daham schia und fei!
Ka Mensch durfts probiera und wåga,
mi mit Learna und Schualgiah z plåga!"
Kaiserin Maria Theresia wird schon recht gehabt haben, dass sie die Schulpflicht eingeführt hat, doch so manchem Kind hat sie damit eine schwere Bürde auferlegt.
Hannali = die kleine Hanna, eine Schwester meines Vaters;
kuia = kauen, kuiatr = kauend;
Beargha = Bergheu;
flåcka = liegen, flåcka si nieder = legen sich nieder;
Amålas = das Einmaleins;
Buscher = Kalb, Buscherli = Kälbchen;
Es gniagalat
Zeggant sei so månchi Bau-Heara,
an Kåppler Maurer will åber vara Ischgler “Bau-Frau” nuit mia heara!
Wås er måcht, ist ålls eher als recht.
Sie waß freilig salt nit, wia sie s håba mecht!
Ålli håt sie eppas z kritisiara:
Dr Malta sei z lauter, o es sall tia sa iara!
“Dia Zwischawond virchi,
na - decht wieder zrugg!
Dia Sail steaht schräg, der Keil då ist z lugg!”
Ka Wunder, am Hondwearcher platzt voarzua der Kråga:
“Dir, widerligs Weibatz, wear iatz i eppas såga:
I kimm geara aufd Årbat zu enk då aua.
Åber di kannt i, bis i miad bin, sperza und haua!”
Er påckt in sein Schnerfr, Traufla und Kella.
Auf dera Baustell håt er auf kan Fåll mia bleiba wella.
Besagter Maurer aus der Nebanau war keineswegs schnell müde, wurde bewundert wegen seiner Kräfte, galt als überaus fleißig, gewissenhaft und gutmütig.
es gniagalat = es wird langsam genug;
zeggant = sekkant, nörglerisch;
“Bau-Frau” = Bauherrin;
Malta = Mörtel;
iara = stören;
virchi = nach vorne;
Sail = Säule;
lugg = locker;
sperza = Fußtritte geben;
Schnerfr = Rucksack;
Traufla = Glättkelle;
A ungwöhnligs Probelokal
A ehrenvolli, heiligi Aufgåb - weard jeder verstiah:
Lois vam Sea dårf earstmåls mitm Klinglbeitl giah.
Hundsafåch, tat ma mana, då sei nuit drbei.
Nit teischa, o dia Såch muaß giabat sei!
Åber wo iaba, sall ist die Fråg,
des Hochomt ist jå schua in wianiga Tåg?
Lois håt a Idee, wia so oft amål:
Ziachoargla glernat håt er eigatlig o in seim Ståll!
Im Ståll! Fir des genau der best Oart.
D Viecher sei geduldig, verråta ka Woart.
Also schuibt er da Risner in die Kuft zwischa Kuaharsch und Baich,
denkt, in der Kiarcha seis eh wotta gleich
und donkat si durch Kuah um Kuah,
d Gaß låt er aus, dia geba ka Ruah.
"Vargaltsgott, Vargaltsgott", brummlatr laut.
Gråd iatz geaht d Nåchbåri Kathi vir, dia iahra Oahra nit traut.
Sie wiard Zeigin va der lustiga Vargaltsgotterei,
dia Klinglbeitl-Stållprob verbratat sie im Doarf dunta glei!
Dr Sunntig ist då! O setti, dia nit ålli ind Kiarcha giah,
låssa si Loisas Auftritt heint nit drgiah.
Und wirklig, die Kircha voll Leit und der Beitl voll Gald.
Probat ist probat, denkt Lois beiam salt.
Hauptakteur dieser amüsanten Geschichte sei Tschiderers Lois gewesen, die erfundene Nachbarin hieß sinnigerweise Kathi.
Klinglbeitl = kleiner, oft samtroter Geldsack an einem langen Stiel zum Geldsammeln in der Kirche;
iaba/giabat = üben/ geübt;
Risner = ein Mistschaber mit längerem Stiel, hier: Ersatz für den Klingelbeutel;
Beich = Bäuche;
Gaß = Geiß, Ziege;
Menschenkenntnis
Der Ausblick aus Vronis Stubafenster war jå nit lad,
wenn sa nit åll Åbad dr gleich Onblick ärgara tat.
Sie sieht vam Doarf-Cafe wisawie die båchseitig Wond.
Durch d Hintertür kema sie außa, stiah gleim nebanond,
es mascht inhamischi Manderleit.
D Stiaga åchi afz Klo ist na viel z weit.
Sie raza, drweil sie gega d Hauswond sacha,
tia drnåch noch an kurza Schittler, an gacha,
påckan in und schwonka zrugg ins Lokal,
wiederhola dia Prozedur noch an etlagi Mål.
Zu der Såch - va viela Vroni-Aussprüch der Gipfl:
“I kenn die maschta Mander im Doarf o am Zipfl!”
Diesen provokant- lustigen Sager soll tatsächlich eine originelle, meist gut aufgelegte Galtürerin von sich gegeben haben. Sie hieß nicht Vroni, sondern…
lad = nicht schön, hässlich;
wisawie = vis à vis;
raza (spr. raaza) = wanken, schwanken;
sacha = pinkeln;
gach = schnell;
Mander/Manderleit = Männer;
Missverständnis
An wissbegieriga Gåst frågat da Luis, an Mathoner -
denkt, dass der an Ur-Inwohner -
drweil er in Richtung Larei onni weist:
"Sagen Sie, wie der Berg da hinten heißt!"
"Dr weel?" - - Am Gåst ist iander ålles klår,
weil dia Auskunft kurz und bündig wår.
Er håt d Fråg als Ontwort gnoma -
DRWEEL zwar fir an Bearg an ungwöhnta Noma -
badonkt si höflig und geaht weiter,
in der Manig, er sei wieder a biz gscheider.
Luis überlegt, ob ern nochamål fråga sell:
"Ach wås, denn haßt der Bearg hålt DRWEEL."
Welcher ("dr weel") Berg wirklich gemeint war, ist nicht klar, vielleicht der Mittagskopf. Mathon ist von vielen schönen Bergen umrahmt.
dr weel = welcher;
drweil = während;
Lårei = Lareintal;
onni = hinüber;
iander = anscheinend;
gscheider = gescheiter;
Gelegenheit macht Liebe
Schilehrer sei ba Schihasla sehr begehrt,
iatz amål hon i an såga kheart:
“Im Winter breicht i fufzg - wissats eh.
Im Summer hon i mit am zviel - ohna Schmäh.”
Alles zu seiner Zeit, in diesem Fall halt ungleich verteilt.
an (spr. aan) = einen;
mit am (spr. aam) = mit eiem;
fufzg = fünfzig;
mit am (spr. mit aam) = mit einem;
Konn passiera
„Mesmar, wåhrscheinlig håst nit drondenkt bam Essa
und håst geschter z Zwölfileita vargessa –
huira schua dreimål und zwoamål veard!“
„Håt amål nia niamad nuit gsėit, ållam nåch håts kar kheart.“
Hondl
Josep var Wiesa håt o et
a Stickli Viech z varkofa khet.
Er und sei Kiahli braucha rund
afa Mårt z Londegg a vier-fünf Stund.
Heint findt si wotta gach an Kaifer - er håt Schmaß -
glei sei beadi Baura hondlsas.
Um sei Grabali decht a biz vardrossa,
håt er dua anetlagi Pudala åchigossa –
bis weit inni in da Nomittåg.
Und wall er alla nit hamgiah måg,
kouft er wieder a Koißali – går nit lad,
måcht si mitm salla hamwearts wotta spat.
„Senza håt gwiss a Frėid mit der nuia,
die ålt braucht sa amål nuit ruia!“
Bam Nachtala stolpara si bead bar Stållstür in,
ungaduldig wårtat SIE schua drin.
Eigatimlig, fast wia blind,
des Viech da gwöhnta Båra findt.
„I hon gmant, dr Grabl sei varkoft, der zwider.
Wås sell denn des, iatz bringstn wieder!“
„Ei Senzali, denkascht, i hei sa nit åll,
wenn i sogår 100 Schlilling mia drfir zåhl!“
Woart fir ållas
Nit umasiss haßasn da Geidi,
håt ba ållam und jedam a riesa Gscheidi.
An guata Maurer ischer - ohna Zweifl,
åber ober dia Fläch alla heint drschålat - Teifl, Teifl!
„Leicht påck is alla, war noch schiander,
enk nåch braichts fir de Dreck a hålbs Dutzad iander.
Nu zuacha Kanthölzer, Bretter – a rechti Fuahr,
im Schåla bin i nämlig a gonzi Huar!“
DENKT – beimr salt
Wenn eppr va epparam eppas drzählt,
drbei a ehrfirchtigi Ausdrucksweis wählt,
wia „Treaschtn Gott“ drzuasėit zum Noma,
waß ma, dass der var Walt Åbschied schua gnoma.
Wenn eppr an geischliga Hear kritisiert,
wås då und dert o a siabat passiert,
denn fiagat ma on „Ausgnoma d Weich“.
Damit wiard o an setta da ondera gleich!
Heint sėit ma des numma, ma wurt nit weit kema,
wurt numma fertig mitm Weichausnehma.
Longat leicht
A Kompliment måcht der Paznauner nit geara,
kannt ar wega dessa går hoachnåsat weara.
„Schia“ drsėit er nit, o wennam eppas noch aso gfållt.
„Nit lad“, mant er und tuat, als liaschtsn wohl kålt.
Globt gnuag isch, wenn ma nuit sėit,
so weit kams no, dass si ar über a Schmeichlata frėit.
Freilig, wer ållas lobt, lobt eigatlig nuit.
Kannt åber sei, dass zviel Tådla am o amål ruit.